"Wir stehen zur
Mediation!" -
SPD: Ein "hoffnungsloser Fall"?
Landespartei verkennt völlig Ernst der Lage -
Welche Rolle kann OB
Feldmann spielen?
Mit der Formulierung "Wir stehen
als einzige Partei seit elf Jahren zur Mediation" hat sich SPD-Landeschef
Thorsten Schäfer-Gümbel im Januar 2012 unmissverständlich positioniert. Im
Interview mit dem HR ergänzte er:
"Ich versuche mit aller Kraft, das Mediationsergebnis zum Flughafenausbau umzusetzen." Das bedeute unter anderem ein absolutes Nachtflugverbot zwischen 23 und 5 Uhr.
"Ich versuche mit aller Kraft, das Mediationsergebnis zum Flughafenausbau umzusetzen." Das bedeute unter anderem ein absolutes Nachtflugverbot zwischen 23 und 5 Uhr.
So kritisiert der für den Frankfurter
Flughafen zuständige Sprecher der SPD-Landtagsfraktion schon mal die
Vorstellung des Programms zum passiven Lärmschutz durch die Regierung als unangemessen
"pompös" und nennt das Programm selbst unzureichend. Wenn dann
aber markig verkündet wird: "Die SPD bleibt dabei, dass die strikte
Einhaltung des Nachtflugverbots und die Maßnahmen zum aktiven Schutz der
Bevölkerung vor Fluglärm eindeutig Vorrang haben müssen", und dazu gehöre
auch eine Entlastung in den Tagesrandstunden, dann ist das nichts, was nur die
geringsten Hoffnungen wecken könnte. Soll die flotte Formulierung
"Nachtflugverbot" doch darüber hinwegtäuschen, dass damit lediglich
die absolut nicht ausreichende Regelung gemeint ist, dass zwischen 23 und 5 Uhr
keine planmäßigen Starts und Landungen stattfinden dürfen.
Allein der Umstand, dass die Wahl Peter
Feldmanns zum OB mit dem Konflikt um den Flughafenausbau eng verknüpft ist,
lässt die Situation nicht vollkommen festgefahren erscheinen.
OB Feldmann gibt bis jetzt in seinem
Auftreten und im Umgang mit den lärmgeschädigten Menschen und den
Bürgerinitiativen deutlich zu erkennen, dass er ihre Nöte ernst nimmt und sich
seiner Verantwortung bewusst ist. Anzuerkennen ist seine Bereitschaft, sich mit
der Forderung nach einem Nachtflugverbot von 22 bis 6 Uhr auf einen Konflikt
mit der offiziellen Parteilinie einzulassen.
In gewisser Weise ist OB Feldmann mit
seinem Wahlsieg der Beweis in Person, dass der Flughafenausbau wahlentscheidend
sein kann.
Dies, und die Tatsache, dass es in der
Frankfurter SPD und in der SPD Hessen Süd einen zahlenmäßig nicht gerade
kleinen Anteil von Parteimitgliedern gibt, der mit dem Bekenntnis zum uneingeschränkten
Flughafeenausbau nicht einverstanden ist. Hier ist noch innerparteilich eine
großes Konfliktpotenzial, und wir sollten so gut es geht, dazu beitragen, dass
es unruhig bleibt in der SPD und klar wird, dass sie nicht darauf bauen kann,
Regierungsverantwortung zu gewinnen, ohne dass sie ernsthaft und glaubwürdig
für einen Politikwechsel gerade auch in der Frage des Flughafenausbaus steht!
Vor diesem Hintergrund drängen sich zur
Entwicklung in der Frankfurt SPD interessante Beobachtungen und Fragen auf:
Luftverkehrslobbyisten in der Frankfurter
SPD auf dem Vormarsch?
Die auf
den ersten Blick charmante Idee, ein "Badeschiff" am Main
einzurichten, die von einem gleichnamigen Verein propagiert wird, hat in den
Medien erstaunliches Echo gefunden.Diese mediale Präsenz scheint der eigentliche Grund für die Aktion Badeschiff zu sein. Dafür spricht auch die Zusammensetzung der sieben Gründungsmitglieder des Badeschiffvereins. Das ist zunächst die Vorsitzende Petra Tursky-Hartmann, sie war und möchte wieder SPD-Landtagskandidatin werden. Der stellvertretende Vorsitzende Michael Paris hat auch seine wiederholte Kandidatur für den hessischen Landtag angekündigt, (er wäre auch gerne OB von Frankfurt geworden). Beide haben sich seit Jahren explizit für den Flughafenausbau eingesetzt. Wie auch der weitere Stellvertretende Vorsitzende Marcus Gwechenberg, dessen Arbeitgeber ider Frankfurter SPD-Planungsdezernent in spe´ Protzmann ist, aktuell jetzt Großinvestor am Flughafen. Ein weiteres Gründungsmitglied und Schatzmeisterin des Vereins, ist Petra Rossbrey, Mitglied im Fraport Aufsichtsrat und Leiterin der Reinigungsfirma für Fraport. Schillerndste Figur ist der Fraport- “Politikkommunikator“ (er nennt sich selbst so) Frank Cornelius, der gleichzeitig SPD-Mitglied ist und Vorsitzender der SPD-Betriebsgruppe Flughafen Frankfurt/M., die sich sehr aktiv mit eigenem "SPD-Ja-zu-FRA!"-Logo am Jubelaufmarsch der "Ja-zu-FRA!"-PR-Kampagne im März 2012 eingebracht hat. Eine bemerkenswerte Fraport-Unterstützer-"Konnexion", die sich da im "Badeschiff e.V." zusammengefunden hat. Zufall? Von sieben Gründungsmitgliedern arbeiten, zwei in herausragender Position bei Fraport, mindestens zwei sind von Fraport wirtschaftlich abhängig. Und zwei - Petra Tursky-Hartmann und Michael Paris - können durch die PR-Aktionen und die daraus resultierende Medienpräsenz, ihre Popularität erhöhen.
Das darf man getrost eine nicht ganz zufällige "Win-win- Konstellation" nennen, die SPD-Politiker erhöhen ihre Popularität und damit ihre Chance auf ein Mandat und Fraport ist in die Lokalpolitik eingebunden mit Politikerinnen und Politikern, die Fraportpositionen unterstützen. Zufall? Man könnte es auch Lobbyismus nennen. Lobbyismus in der Lokalpolitik und in Bezug auf die Kandidatenfrage für die Landtagswahl. Hier wird sich die SPD noch vielen kritischen Nachfragen stellen müssen. (PM)
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